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# 100 Die Burgmauer

Besuch der Marksburg zum 6. Hochzeitstag 2014
Besuch der Marksburg zum 6. Hochzeitstag 2014

Ich habe in den vergangenen Monaten so viel an mir gearbeitet, dass ich mir bewusst eine neue Mauer errichtet habe. Keine schlechten Einflüsse durften an mich heran kommen. Die Probleme und Sorgen meines Mannes habe ich mit Händen und Füßen abgewehrt und auch getreten ("...mit Füßen treten, was man einst auf Händen trug..." (Broilers -Mit einem Fuß im Grab)). Sie zogen mich herunter und das machte mich so unglaublich sauer!

Es war nicht so, dass es mich nicht interessierte, aber es war immer der gleiche Brei und es wunderte mich nicht, denn er war auf dem besten Weg in meine Fußstapfen zu treten und er handelte nicht, was mich zusätzlich sauer machte. Schlechte Laune, auf einem Standpunkt verharren, immer waren die anderen Schuld... alles nervte mich plötzlich an ihm bis meine Burgmauer eine stattliche Höhe von 11 Metern erreichte -  mit Lotuseffekt, damit niemand diese Festung auch nur ansatzweise erklimmen und meine Kernburg erreichen konnte. Die Kernburg, in der ich es mir so gemütlich gemacht hatte, in der das Leben so leicht war. In der ich laut singen, meine Meinung sagen, lauter jecken Kram machen konnte. Auf einmal befand sich im Hause Erdbeer eine Burg - Sandrinchens Erdbeerburg mit der Aufschrift am Tor: "Hier wohnt das Erdbeerglück - der Zutritt ist nur glücklichen Menschen gestattet" 

Diese Ehe drohte nach 16 Jahren auseinander zu fallen und ich fragte mich: Wo ist der Mann, in den ich mich wegen seiner Witzigkeit verliebt hatte und mit dem ich zwei wundervolle Kinder bekam?

Und genau das Gleiche hat er sich auch gefragt.

Die Situation war ganz schön festgefahren, als es beim gemeinsamen Backen mit den Kindern einen Schlüsselmoment gab. Plötzlich war da wieder diese Leichtigkeit, die Albernheit, dieses warme Gefühl in seiner Nähe zu sein, ich hätte ihn auf der Stelle küssen wollen und mir wurde klar, es muss eine Chance geben, aus dieser scheiß Phase heraus zu kommen. Die Burgmauer ist ein Stück gefallen und ich denke darüber nach einen Zweitschlüssel für das Tor zu vergeben und ihm einen Einblick in meine Burg zu gestatten, in der das Leben spürbar, lustig, leicht ist.

 

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