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Camino Probelauf oder wer rastet, der rostet

Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn es müssen schließlich nicht nur unsere Rucksäcke gepackt werden, sondern auch die Kinder und der Hund untergebracht sein :-). Dazu müssen sich alle beteiligten treffen, alle Fragen geklärt sein etc. Ist alles ein wenig zeitaufwändig, aber am Ende wird es sich lohnen für jeden von uns. 

Die Rucksäcke sind schon bereit, mein Mann hat bereits zwei Probeläufe (30 und 13? km) mit Sack und Pack hinter sich gebracht und ich ebenso (22 km).

 

Ich persönlich gehe meine eigene Reise generell ein wenig lockerer und unbedarfter an, weil ich mir einfach denke, dass ich eben nur eine grobe Etappenplanung machen kann und alles andere von meiner körperlichen und seelischen Verfassung abhängig sein wird. Im Schnitt werde ich täglich um die 23 km laufen. Ausserdem haben wir im Alltag ein derart strukturiertes Leben, dass es auch mal schön ist, alles mal LAUFEN zu lassen.

 

Und damit wären wir auch schon beim Thema:

L A U F E N 

 

Ganz ohne zu wissen, wie es ist mit 5,9 Kilo auf dem Rücken zu laufen, wollte ich nicht nach Porto starten, darum habe ich mich am 10. März um 8 Uhr auf den Weg mit dem Zug nach Remagen gemacht. Durch das stürmische Wetter, ist mein Zug ausgefallen und ich bin verspätet um 9.10 Uhr in Remagen bei strahlendem Sonnenschein angekommen. Ein bisschen komisch war es erst schon. Eingestiegen am Bonner Hbf mit einem gewissen Lautstärkepegel, wurde es von Station zu Station immer leiser, bis ich in Remagen durch die kleinen Sträßchen lief und es fast mucksmäuschen still war. Am Rhein war nur das Wasser zu hören und bis auf ein paar Menschen, die mit ihren Hunden spazierten, war nichts los. Okay, es lag wahrscheinlich daran, dass wir Sonntag hatten.

Die ersten Kilometer waren ehrlich gesagt langweilig und es regnete. Zu erwähnen, wie sehr ich Regen hasse, brauche ich wohl nicht.

Plötzlich war da nur noch der Regen, der auf meine Kapuze trommelte,  mein Rucksack und ich. Irgendwann gab es dann doch mal ein paar Enten, Schwäne, schöne kleine Häuser und bekannte Dörfchen auf der anderen Rheinseite zu sehen. Nach einer Weile lief ich einfach nur noch in Gedanken versunken und manchmal redete ich auch, obwohl gar keiner da war ;-). Um meine Freunde und Instagram-Follower auf dem Laufenden zu halten, machte ich kleine Videos (Instagram siehe Highlights Op jöck), obwohl das gar nicht so geplant war. Ich passierte Dörfer, die ich sonst nur kannte, weil ich unzählige Male per Auto dort lang gefahren war. Oberwinter, Rolandseck, Rolandswerth und schließlich kam ich über die Grenze von Rheinlandpfalz nach Nordrheinwestfahlen und war in Mehlem angekommen. Meine Fleecejacke hatte ich übrigens in Oberwinter schon ausgezogen, weil diese trotz dem Grunde nach kühlen 12 Grad viel zu warm war. Immer wieder gab es einen Wechsel von Sonne und Regen, was mich schon ein bisschen nervte, mich aber nicht dazu animierte, mich irgendwo unter zu stellen, denn gut gekleidet war ich allemal.

Ich entschied mich hier, nicht wie geplant, am Rhein weiter zu laufen, da ich in Portugal auch nur ein Stück an der Küste entlang laufen werde und marschierte nun durch die Dörfer. Als ich dann so durch Mehlem lief, kam ich an Bäckereien, Eisdielen, Imbissen vorbei und hatte schon ein bisschen Hunger, aber in meinem Kopf hatte sich das Pausenziel Mc Donalds eingebrannt und das waren noch ca. 2 Kilometer.

 

Nach 11 Kilometern also die Hälfte der Strecke, merkte ich schon, dass ich eine kleine Pause brauchte. Das Mc Chicken Classic Menue mit Curly Fries hatte echt gut getan und obwohl ich in einem der Instastorys gesagt hatte, dass ich nun vollgefressen weiter laufe, fühlte ich mich im Vergleich zu sonst gar nicht soooo vollgefressen im Sinne von träge.

Ab Rüngsdorf begann es dann richtig zu stürmen. Ich lief durch die Godesberger City, in der ich schon sehr lange nicht mehr war und wunderte mich, wieviel sich verändert hatte. Ich wollte nicht unbedingt an der B9 entlang laufen, daher nahm ich den Weg durch die Dörfer. In Friesdorf brauchte ich für etwa eine halbe Stunde ein bisschen Musik auf die Ohren. Der Sturm war zwar auszuhalten, aber leider stehen dort viele Bäume und so mancher Ast fand seinen Weg nach unten. Vorbei an Dottendorf ging es weiter nach Kessenich. Auf Höhe des Haribo-Werks flog ein kleines Planschbecken quer über die Straße. Ich suchte mir nun bewusst Straßen aus mit wenig Bäumen, marschierte durch die Südstadt Richtung Poppelsdorfer Schloss. Erst wenn es so stürmt und du Sorge hast von einem Ast getroffen zu werden, merkst du erst wie viele Bäume es doch gibt ;-).

In Poppelsdorf steppte trotz Sturm mal wieder der Bär. Etwa einen halben Kilometer vor dem Ziel, machte ich auf einer Bank eine kleine Pause. Warum genau, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, aber die Bank war frei und trocken. Nachdem ich meine Trinkflasche leer getrunken hatte und vom Wind kalt gepustet war, merkte ich, dass diese Pause ein Fehler war, den ich wohl nicht nochmal machen werde. Plötzlich tat mir wirklich alles weh, aber zum Glück nur die ersten 100 Meter. 200 Meter bevor ich dann zu Hause ankam, fing es dann noch mal an zu regnen und dafür packte ich meine Regenjacke nicht noch mal aus. Glücklich und ein bisschen feucht bin ich dann nach 22 km in 6 Stunden, davon 1 Stunde Pause angekommen und direkt in die Badewanne gehüpft.

 

Der Tag danach:

So kurz nach dem Aufstehen spürte ich Muskeln, die ich sonst wahrscheinlich nicht spüre und so lange ich in Bewegung blieb, war auch alles gut soweit :-). Ich denke, daher kommt der Spruch "Wer rastet, der rostet", denn so fühlte es sich tatsächlich an, wenn ich mich nicht bewegt hatte und dann etwas machen wollte. Mein Rucksack war nicht zu schwer. Ich habe sämtliche Gurte ausgiebig testen können. Über das Thema Fleecejacke hatte ich mir ein paar Gedanken gemacht, ob es nicht auch ein leichterer Pullover tut, aber ich denke, dass ich sie mitnehmen werde, denn das ist das einzig warme Teil, welches ich dabei habe.  

Im Gesamtpaket war es ein gelungener Testlauf und ich freue mich schon in zwei Tagen richtig starten zu können - in diesem Sinne:

 

B O M   C A M I N H O  oder später dann B U E N   C A M I N O  :-)

 

 

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