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Etappe 2: Labruge bis Rates 25 Kilometer

Wir haben alles richtig gemacht :)

Sehr früh schon war reges Treiben in der Herberge und ich hatte bereits vor meiner Reise gesagt, sobald ich wach werde durch jemanden, dann mach ich mich auch auf den Weg. Ich ließ mir dennoch ein wenig mehr Zeit, denn es kam gerade ein Regenschauer vom Himmel und so startete ich um 8 Uhr zusammen mit Christin und Sebastian im Regen, aber immerhin nicht mehr im Regenschauer. An der Küste, ging es wieder über die Holzstege, vorbei an keinen bunten Fischerhäuschen. Es roch nach Meer und Fisch, wir kamen vorbei an kleinen Cafés und Dünen. Etwa die Hälfte der Strecke lag schon hinter uns und mein Plan war es in Vila do Conde im Landesinneren weiter zu laufen. Sebastian hatte dies auch vor und somit tranken wir ziemlich durchnässt noch zusammen einen Kaffee mit Christin, die sich weiterhin für den Küstenweg - den Camino da Costa entschieden hatte und verabschiedeten uns leider danach von ihr. 

Das Wetter wurde irgendwann zum Glück besser und wir liefen durch erste Eukalyptuswäldchen hindurch. Irgendwann gab es laut Pilgerführer eine Gabelung

  1. gefährlich und schöner "Achtung, Sie könnten überfahren werden" *lach*
  2. ungefährlich und nicht so schön.

Da wir zu zweit waren, wählten wir Variante 1. Autos rauschten an uns vorbei, wir liefen auf einem sehr schmalen Weg und schließlich verliefen wir uns prompt. Zurück laufen war absolut keine Option für uns und somit schauten wir auf unserer Karten-App, wie wir am sinnvollsten auf den Jakobsweg zurück kommen würden. Schon wenige Meter später, kamen wir an eine Landstraße, die den richtigen Weg mit gelben Pfeilen wies.

WIR HATTEN ALLES RICHTIG GEMACHT!

Der weitere Weg führte durch wunderschöne Dörfer, es roch nach Stall und Tieren, wir liefen durch Wälder und Sebastian war ein sehr angenehmer Gesprächspartner. In Arcos türmten auf einer Mauer mitten in wunderschöner Natur Wunschsteine und da mich hier alles ein wenig an Kirchsahr erinnerte, stellte ich hier das kleine Porzellan Entchen meiner verstorbenen Oma ab, mit dem die Kinder häufig spielten und dessen Schnabel schon abgebrochen war. Es war für mich eine Art los zu lassen und den unsichtbaren Schleier der Trauer abzulegen. Schließlich gelangten wir zur Herberge. Ein altes Gemäuer mit Innenhof und einer Art Museum für landwirtschaftliche alte Geräte. Die Herberge war auch diesmal sehr sauber, die Herbergseltern sprachen deutsch, waren sehr gastfreundlich und trugen sogar unsere Rucksäcke zu unserem Bett. Ich bekam eines der oberen Betten und begann sofort mit der täglichen Routine. Duschsachen und neue Anziehsachen raus und erst mal unter die Dusche. Diese war leider, wenn überhaupt, nur lauwarm und ich schlotterte richtig, zumal ich nach meinen Etappen sowieso immer fror, da mein Körper runterfuhr und ich auch etwas zu Essen brauchte. Wie immer ging es nach dem Duschen immer zum Wäsche waschen und aufhängen, ehe wir uns aufmachten zu einem kleinen Lädchen nur wenige Meter von der Herberge entfernt. Der Laden war so klein, hatte aber auf jeden Fall alles, was man so brauchte. Naja, vielleicht war ich als Pilger auch einfach so in meiner Minimalismusrolle, dass mir genügte, was es gab :-). Zwischendurch lernte ich noch Yvonne aus Hamburg kennen (Sebastian kannte sie schon) und die beiden kauften sich Wein. Zurück in der Herberge saßen einige Pilger in der Sonne an einem großen Holztisch, tranken schon Wein und unterhielten sich ausgelassen.  Sören aus Gera oder Jena spielte neben seiner Frau Daniela Gitarre, die er von der Herbergsmutter zum Spielen bekommen hatte. Wir sangen zusammen Lieder wie "Portugiesischer Wein" und "99 Luftballons" und ich fühlte mich einfach so unbeschwert, obwohl ich nüchtern war 😆. Schließlich hatten wir 19 Uhr und wir machten uns zu 7. auf in ein Restaurant um unser Pilgermenü zu essen, denn der Hunger war recht groß mittlerweile. Nun lernte ich auch alle anderen kennen und war verwundert zu hören, dass sich alle tatsächlich erst in Rates kurz bevor wir ankamen kennengelernt hatten. Also saßen wir zusammen an einem großen Tisch: Selina und Adem aus München (Team Fuck you Goethe), Frank aus Hemsbach, Bianka aus Berlin (Couchpotatoe), Sebastian aus München, Yvonne aus Hamburg und ich natürlich. Schnell tauschte man sich aus, warum man den Weg geht, teilte und tauschte untereinander das Essen, was du im Alltag wohl möglich nie tun würdest. Nach dem Essen tranken die anderen noch ein paar Flaschen Wein und polterten ein bis zwei Stunden später ins Zimmer, was ich sehr amüsant fand, denn Betrunkene, die versuchen besonders leise zu sein, sind nicht wirklich leise *lach*. 

 

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